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Interview mit Wiebke Mense

RKW Hessen Rationalisierungs- und Innovationszentrum der Wirtschaft e.V.

Wiebke Mense ist beim RKW Hessen Rationalisierungs- und Innovationszentrum der Wirtschaft e.V. in der Niederlassung Kassel als Projektleiterin Existenzgründung und Fachkräfte tätig. Im Rahmen einer Vielzahl von Sprechtagen begleitet sie Gründungswillige bei deren ersten Schritten in die Selbstständigkeit und weist sie auf Fördermöglichkeiten hin. Das Thema Gründung & Migration ist bei ihr verankert. Weitere Schwerpunkte ihrer Arbeit sind die unternehmerischen Handlungsfelder „Gesundheit“ und „Fachkräftesicherung“. Hier ist sie u.a. Projektleiterin der Kooperation mit dem LWV (Landeswohlfahrtsverband) Hessen Integrationsamt zu „Psychischer Gesundheit“ oder koordiniert Fachkräfte-Workshops mit dem Hessischen Sozialministerium.

Frau Mense, welche Rolle und Aufgaben erfüllen Sie als Projektleiterin Gründung und Fachkräfte beim RKW Hessen? Welche Rolle spielt das RKW Hessen in Bezug auf die Fachkräftesicherung in Hessen?

Wiebke Mense: Das RKW Hessen bietet seit vielen Jahren erfolgreich geförderte Gründungsberatungen – u.a. für Menschen mit Migrationshintergrund – in Hessen an, die von erfahrenen selbstständigen Gründungsberatenden durchgeführt werden. Ich übernehme hier im Team Kassel seit einiger Zeit im Rahmen der kostenfreien Erstberatung die Erstgespräche mit Gründungsinteressierten. Wir besprechen die Ausgangssituation, strukturieren den Gründungsprozess und klären, welche Unterstützung gebraucht wird. Auch die Fördermöglichkeiten spielen dabei immer eine wichtige Rolle.

Fachkräftethemen sind überdies seit Jahren ein wichtiger Schwerpunkt in zahlreichen unserer Veranstaltungen für mittelständische Unternehmen in Hessen. Seit 2015 haben wir in Kooperation mit der Stabsstelle Fachkräftesicherung im Hessischen Ministerium für Soziales und Integration eine Vielzahl an geförderten Projekten durchgeführt. Mit den verschiedensten Themen: Gesundheitsförderung, Vielfalt in der Mitarbeitendegewinnung, Arbeitszeitthemen, Arbeitgeberattraktivität, Mitarbeitendeführung etc., um nur einige zu nennen.

Als Organisation der hessischen Wirtschaftsförderung und Umsetzungspartner für geförderte Beratung leisten wir so einen Beitrag zur Sicherung von Arbeitsplätzen in Hessen, informieren zu Lösungswegen bei Fachkräfteengpässen und tragen dazu bei, dass mittelständische Unternehmen hier neue Lösungen und neue Wege finden.

Oftmals liegt der Fokus beim Fachkräftemangel beim Thema „Fachkräfte“. Aber auch Selbstständige gehören zur Gruppe der Fachkräfte. Was können Sie uns über diese Zielgruppe erzählen und wie wird Gründenden mit Migrationshintergrund dabei geholfen, dass sie ihr Business hier in Hessen beginnen oder weiterführen können?

Wiebke Mense: Die Zielgruppe der Gründenden spielt seit vielen Jahren eine wichtige Rolle in der Arbeit des RKW Hessen. Die geförderte Gründungsberatung ist das Beratungsförderprogramm mit der höchsten Förderung in Hessen und bietet sehr viele Möglichkeiten für Gründungsinteressierte in der Vorgründungsphase, qualifizierte Unterstützung von Expertinnen und Experten zu erhalten. Viele Gründungsinteressierte, die für Erstgespräche bzw. eine geförderte Gründungsberatung auf das RKW Hessen zukommen, haben einen Migrationshintergrund bzw. eine Einwanderungsgeschichte. Wir unterstützen beim Gründungsprozess immer da, wo Gründende stehen – auch mit Beratenden, die z.B. Fremdsprachen sprechen bzw. interkulturell sensibilisiert sind. Manchmal ist der Unterstützungsbedarf höher oder es gibt mehr Fragen. Gerade dann, wenn die deutsche Sprache noch nicht fließend gesprochen wird. Damit können wir aber umgehen und finden hier immer gute Lösungen.

Wie beurteilen Sie die Erfolgschancen und Hürden von Menschen mit Migrationshintergrund, die sich in Hessen selbstständig machen wollen? Wie nehmen Sie die Gründungsbereitschaft dieser Zielgruppe wahr?

Wiebke Mense: Die Gründungsbereitschaft in der Gruppe der Menschen mit Migrationshintergrund ist im Vergleich zu Menschen ohne Einwanderungsgeschichte höher. Das zeigen Studien und entspricht auch unseren Erfahrungen. Dies hat nicht selten den Hintergrund, dass in vielen Herkunftsländern eine Selbstständigkeit mit viel Ansehen und auch Sicherheit in Verbindung gebracht wird. Häufig unterstützen die Familien das Gründungsprojekt auf vielfältige Weise. Die Erfolgschancen können mit der Nutzung von kostenfreier und geförderter Beratung deutlich verbessert werden. Oft gibt es in dieser Gruppe noch zusätzliche Hürden: Das Thema Sprache, fehlendes bzw. weniger vorhandenes Systemwissen über den Wirtschaftsstandort Deutschland und teilweise weniger Vertrauen in Institutionen, Kammern sowie Beratungsorganisationen. Leider werden die vorhandenen Beratungsangebote gerade von dieser Zielgruppe unterdurchschnittlich genutzt, bevor eine Selbstständigkeit gestartet wird.

Frau Mense, inwiefern konnten Sie diese Gründungsbereitschaft beim RKW Hessen durch die Zusammenarbeit mit dem IQ Hessen Projekt EXIK unterstützen? Wie konnten Sie in Bezug auf das Thema Migrantenökonomie und Fachkräfteeinwanderung durch die Kooperation mit dem IQ-Projekt profitieren?

Wiebke Mense: Die Zusammenarbeit mit EXIK als IQ Hessen-Teilprojekt war für das RKW Hessen gewinnbringend. Erstens konnte die Vernetzung zwischen den wirtschaftlichen Beratungsorganisationen (Kammern, RKW Hessen, Wirtschaftsförderer) mit den Vertreterinnen und Vertretern von Migrantenorganisationen verbessert werden. Außerdem hat das Thema auch die Sensibilisierung aller Akteurinnen und Akteure für die Beratungsbedarfe der Zielgruppe erhöht. Außerdem gingen vom IQ Netzwerk - und insbesondere vom Projekt EXIK - Impulse zur Weiterentwicklung unserer Arbeit aus. In diesem Kontext haben wir beim RKW Hessen einen eigenen Sprechtag für Gründende mit Migrationshintergrund geschaffen. Weiter planen wir in Kassel zukünftig einzelne Workshops zum Thema „Selbstständig in Deutschland“ anzubieten, in denen wir grundlegende Informationen für Gründungsinteressierte mit Einwanderungsgeschichte bereitstellen.

Vielen Dank für das Interview, Frau Mense. Wir freuen uns, wenn wir Sie mit den Angeboten des IQ Netzwerks Hessen auch in Zukunft unterstützen können.


Das Interview führte die Koordination des IQ Landesnetzwerks Hessen mit dem IQ Projekt EXIK (Existenzgründung und Vernetzung Interkulturell) im Dezember 2022.

Sie sind gründungsinteressiert oder haben Fragen zum Thema migrantischer Gründungsökonomie? Sprechen Sie uns an! Unsere Expert*innen des IQ Projekts EXIK sind für Sie da.

Sie sind Arbeitgeber*in, möchten eine Fachkraft aus einem Drittstaat beschäftigen, und haben Fragen rund um die Einwanderung und Integration in den Betrieb? Unsere IQ Informationsstellen Fachkräfteeinwanderung beraten Sie gerne.

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Über EXIK (Existenzgründung und Vernetzung Interkulturell)

Das IQ Projekt EXIK, angesiedelt bei der HAWK (Hochschule für Angewandte Wissenschaft und Kunst Hildesheim/Holzminden/Göttingen) unterstützt gründungsinteressierte Personen mit Migrationshintergrund und informiert zu allen Fragen in den Bereichen:

  • Existenzgründungsberatung
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  • Organisationen von Migrant*innen