[KfW] 2016 war jede fünfte Gründerin bzw. jeder fünfte Gründer in Deutschland Ausländerin bzw. Ausländer oder eingebürgert. Migrantinnen und Migranten leisten somit einen wichtigen, über die Jahre stabilen Beitrag zum Gründungsgeschehen. Gleichwohl war ihre absolute Anzahl mit 139.000 Gründerinnen und Gründern so niedrig wie nie zuvor seit Erhebung des Wertes im Jahr 2009. Dies spiegelt den historischen Tiefstand der gesamten Gründungstätigkeit wider, wie die aktuelle Untersuchung der Forschungsstelle KfW Research der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) "Gründungen durch Migranten: Gründungsfreude trifft Ambition" zeigt.
Migrantinnen und Migranten sind jedoch leicht überdurchschnittlich gründungsaktiv (21 % bei einem Bevölkerungsanteil von 20 %). Treiber dabei war die außergewöhnlich hohe Gründerquote bei Migrantinnen und Migranten mit akademischem Abschluss: Diese überragt mit 3,1 Gründern/100 Erwerbsfähigen (im Durchschnitt der Jahre 2009 bis 2016) sowohl die Gründerquote bei Migrantinnen und Migranten insgesamt (1,8 %) als auch die allgemeine Gründerquote bei Akademikerinnen und Akademikern (2,3 %) deutlich. "Bei Existenzgründungen durch Migrantinnen und Migranten sind Akademikerinnen und Akademiker eine treibende Kraft", sagt Dr. Jörg Zeuner, Chefvolkswirt der KfW Bankengruppe. „Akademische Gründerinnen und Gründer sind bei Migrantinnen und Migranten nicht nur wachstumsorientierter sondern auch bestandsfester. Das ist eine Erfolg versprechende Kombination."
In den Daten des KfW-Gründungsmonitors zeigt sich, dass Migrantinnen und Migranten ihre Existenzgründungen überdurchschnittlich offensiv angehen: Sie investieren mehr Wochenstunden in ihre Gründungsprojekte (durchschnittlich 32 Stunden verglichen mit 29 Stunden bei Gründerinnen und Gründern insgesamt); gründen häufiger im Team (23 % zu 20 %) und schaffen häufiger Arbeitsplätze (39 % zu 28 %). Besonders hervorzuheben ist zudem die Wachstumsorientierung von Migrantinnen und Migranten. Jeder fünfte möchte mit seinem Unternehmen "so groß wie möglich" werden (22 %). Insgesamt streben dies nur 15 % aller Gründerinnen und Gründer an.
Migrantinnen und Migranten gründen insgesamt häufiger aus Mangel an Erwerbsalternativen, weshalb auch ihre Abbruchquote höher ist als im Durchschnitt: 41 % brechen innerhalb der ersten drei Jahre ihre Existenzgründung ab im Vergleich zu 30 % aller Gründerinnen und Gründer. Notgründerinnen und -gründer beenden ihr Gründungsprojekt eher wieder, wenn sich attraktive Jobmöglichkeiten bieten.
Eine weitere Besonderheit zeigt sich bei der Gründungsfinanzierung. Zwar nutzen Migrantinnen und Migranten gleich häufig und in gleichem Umfang Fremdmittel wie alle anderen Gründerinnen und Gründer, doch nutzen sie seltener Bankdarlehen als Finanzierungsquelle. Sie greifen dafür häufiger auf Überziehungskredite oder auf die finanzielle Unterstützung von Freunden und Verwandten zurück. "Die Tendenz zu teureren Überziehungskrediten kann ein Hinweis auf beschränkten Kreditzugang sein, der seinerseits Erfolgschancen mindert. Eine erfolgversprechende Gründung sollte aber nicht am Kreditzugang scheitern. Für Gründerinnen und Gründer ist ein offener und bezahlbarer Kreditzugang wichtig", sagt Dr. Zeuner.
<link https: www.kfw.de pdf download-center konzernthemen research pdf-dokumente-volkswirtschaft-kompakt one-pager-2017 _blank rte-link-external research: gründungen durch>Zur Untersuchung der Forschungsstelle KfW Research