Arbeitsmarktintegration von Migranten/-innen aus Unternehmensperspektive
Robert Liepe von der etna GmbH im Interview
Viele Akademikerinnen und Akademiker mit im Ausland erworbenem Studienabschluss finden trotz Zeugnisbewertung und Berufserfahrung im Ausland in Deutschland keine Arbeit, die ihrer Qualifikation entspricht.
Die IQ Brückenmaßnahme „Ready-Steady-Go!“ von beramí hilft Wirtschaftswissenschaftlern/-innen, ihr spezifisches Berufsprofil zu entwickeln. Die Teilnehmenden verbessern ihre berufs- und branchenspezifischen Deutschkenntnisse und frischen ihre wirtschaftlichen Kenntnisse entsprechend den aktuellen Standards auf dem Arbeitsmarkt auf. Dadurch erhöhen sie ihre Chance, eine qualifikationsadäquate Beschäftigung in Deutschland zu finden.
Auf diese Weise gelang es Agnieszka Kolodziej, einer ehemaligen Teilnehmerin von „Ready-Steady-Go!“, eine Vollzeitstelle als technische Sachbearbeiterin bei der etna GmbH, einem etablierten Unternehmen im Bereich Luft- und Klimatechnik, zu finden.
Robert Liepe, Niederlassungsleiter in Frankfurt am Main, berichtet, welche Erfahrungen das Unternehmen mit der Beschäftigung von Migrantinnen und Migranten gesammelt hat und erklärt, welche Fragen sich aus Unternehmenssicht zur Beschäftigung von Migrantinnen und Migranten in Deutschland ergeben.
IQ Netzwerk Hessen: Frau Kolodziej ist seit dem 01.10.2017 bei der etna GmbH als technische Sacharbeiterin fest angestellt. Wie kam das Beschäftigungsverhältnis zustande und wie funktioniert die Zusammenarbeit?
Robert Liepe: Frau Kolodziej wurde uns auf unsere Initiative hin im Rahmen der Arbeitnehmerüberlassung über eine Zeitarbeitsfirma vermittelt und war ursprünglich nur als Unterstützung vorgesehen. Inzwischen wissen wir Ihre Qualitäten sehr zu schätzen. Es passiert mir häufiger, dass ich Frau Kolodziej etwas erklären möchte und sie uns dann lächelnd antwortet, dass sie das schon längst in genau der Form erledigt hat. Sie hat sich in kürzester Zeit zu einer vollwertigen Kraft entwickelt und deshalb haben wir sie kurzfristig übernommen.
IQ Netzwerk Hessen: Welche Fragen ergeben sich aus der Perspektive Ihres Unternehmens zur Beschäftigung von Migrantinnen und Migranten?
Robert Liepe: Speziell im Bereich der Qualifizierungsnachweise von Handwerkern fehlen uns oft beglaubigte deutschsprachige Abschriften, zum Beispiel bei Schweißerpässen. Diese Menschen können etwas, haben einen einheimischen Nachweis, dürfen die Arbeiten, für die Sie qualifiziert sind aber nicht ausführen.
IQ Netzwerk Hessen: Welche Unterstützung benötigen Unternehmen bei der Beschäftigung von Fachkräften aus dem Ausland?
Robert Liepe: Unterstützung können wir bei der Suche nach geeigneten Deutschkursen gebrauchen - mit geeignet meine ich, was den Schwierigkeitsgrad betrifft. Denn Schreiben ist in unserer Branche ebenso wichtig. Kundendienstberichte werden zum Beispiel meist handschriftlich von unseren Kunden gewünscht.
IQ Netzwerk Hessen: Wie schätzen Sie aktuell die Arbeitsmarktchancen für Menschen mit im Ausland erworbenen Qualifikationen in Deutschland mit Blick auf den Fachkräftemangel ein?
Robert Liepe: Die Chancen sind so hoch wie nie, da kaum deutscher Nachwuchs in Sicht ist, zumindest im technischen Bereich spitzt sich die Lage dramatisch zu. Das Wichtigste ist und bleibt für alle potentiellen Arbeitskräfte die deutsche Sprache in Wort und Schrift als Voraussetzung für die volle Anerkennung als gleichwertige Arbeitskraft.
Bildnachweis: Agnieszka Kolodziej