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IQ Infoblatt Syrien unter der Lupe: Kristina Stoewe (IW) zum praktischen Mehrwert des Papiers

IQ Netzwerk Hessen: Frau Stoewe, Sie sind zuständig für die Betreuung des BQ-Portals. Könnten Sie bitte kurz die Aufgabe der Informationsplattform beschreiben?

Kristina Stoewe: Im Zuge des Anerkennungsgesetzes von 2012 initiierte das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie das BQ-Portal als umfassende Online-Wissens- und Arbeitsplattform für Kammern und Unternehmen. Das Portal hilft, ausländische Berufsqualifikationen besser einzuschätzen und zu bewerten. Dabei geht es um solche Qualifikationen, für die es einen bundesrechtlich geregelten dualen Aus- oder Fortbildungsabschluss als Referenzberuf in Deutschland gibt. Inzwischen verfügen wir über Informationen zu 87 Berufsbildungssystemen weltweit – darunter auch zu allen Hauptherkunftsländern von Geflüchteten. Wir bieten Details zu fast 3000 Berufsqualifikationen.

Das öffentliche Angebot im Portal besteht zusätzlich aus Hintergrundinformationen zur Bewertungspraxis in Deutschland. Es gibt Best-Practice-Beispiele, wie Unternehmen die Anerkennung unterstützen können und davon für die eigene Fachkräftesicherung profitieren.

Seit November 2015 dürfen wir uns außerdem mit dem "European Public Sector Award" für innovatives und effizientes Verwaltungshandeln in der Kategorie "European, National and Regional Award" schmücken.

IQ Netzwerk Hessen: Bei der Erstellung des Infoblatts Syrien hat die Mobile Anerkennungsberatung mit Ihnen zusammengearbeitet. MoAB nutzt die Informationen des BQ-Portals regelmäßig. Worin sehen Sie den Mehrwert eines solchen Informationsblattes - auch für Ihre Leserinnen und Leser?

Kristina Stoewe: Spätestens seit 2015 setzen sich immer mehr Beratungsstellen und Privatpersonen für die Arbeitsmarktintegration Geflüchteter ein. Viele Geflüchtete bringen schon Berufserfahrung oder -abschlüsse aus dem Heimatland mit. Das zeigen zum Beispiel die Auswertungen des BAMF zu den Bildungshintergründen von Asylantragstellenden.

Allerdings ist es für Beraterinnen und Berater oft schwer, die verschiedenen Stationen in Lebensläufen richtig einzuordnen. Auch gibt es kulturelle Unterschiede, zum Beispiel in Bezug auf das Ansehen bestimmter Berufe oder die berufliche Bildung im Allgemeinen.

Das Infoblatt finde ich sehr hilfreich, um einen Überblick zu bekommen, worin hier die Unterschiede zu Deutschland liegen. Daran kann man dann in der Beratung anknüpfen und so auf beiden Seiten – Beratende und Geflüchtete – Missverständnisse vermeiden.

IQ Netzwerk Hessen: Wo konnten Sie das Infoblatt bereits einsetzen? Welche Rückmeldungen gab es?

Kristina Stoewe: Das Infoblatt kommt einerseits zum Einsatz in der Rubrik "Flüchtlinge – Berufliche Qualifikationen einschätzen und anerkennen". Diese Unterseite des Portals richtet sich vor allem an Unternehmen, die Geflüchtete beschäftigen (möchten) und sich ein besseres Bild von den Fähigkeiten, Fertigkeiten und Kenntnissen ihrer Bewerberinnen und Bewerber machen möchten.

Andererseits setzen wir das Infoblatt auf den interkulturellen Schulungen für Willkommenslotsen ein, die das Kompetenzzentrum Fachkräftesicherung (KOFA) am IW durchführt. Die Teilnehmenden haben die Informationen durchweg als sehr hilfreich empfunden. Einige Male kam auch die Nachfrage, ob noch weitere Infoblätter geplant sind!

IQ Netzwerk Hessen: Gibt es bestimmte Zielgruppen, für die das Infoblatt besonders interessant ist?

Kristina Stoewe: Ich denke, dass Informationen zu Bildung und Arbeitsmärkten in den Herkunftsländern Geflüchteter für alle wichtig sind, die Geflüchtete auf dem Weg in den deutschen Arbeitsmarkt unterstützen: Unternehmen, verschiedene Beratungsstellen, Willkommenslotsen, Sprachlehrerinnen und Sprachlehrer und nicht zuletzt auch Ehrenamtliche.

IQ Netzwerk Hessen: Wie schätzen Sie den Bedarf nach weiteren Informationsblättern zu anderen Ländern ein?

Kristina Stoewe: Ein Informationsbedarf ist auf jeden Fall vorhanden, sicherlich auch über die Herkunftsländer von Geflüchteten hinaus.

IQ Netzwerk Hessen: Auch unsere mobilen Anerkennungsberaterinnen und -berater sehen weiteren Bedarf. Es soll ein zweites Infoblatt zu den Besonderheiten der Berufsbildungssysteme und Arbeitsmärkte in Ländern des ehemaligen Jugoslawiens erscheinen – konkret Bosnien-Herzegowina, Montenegro und Serbien sowie das EU-Mitgliedsland Kroatien.

Aus dieser Region kommen immer mehr Menschen zu uns und werden zu Akteuren auf dem deutschen Arbeitsmarkt. Daher ist es wichtig, Beratenden aus den Arbeitsverwaltungen, Migrationsberatungsstellen, Kammervertretern oder auch Ehrenamtlichen Informationen zu den mitgebrachten Qualifikationen an die Hand zu geben. Gerne arbeiten wir auch dafür wieder mit dem BQ-Portal zusammen.

Vielen Dank für das Interview, Frau Stoewe.

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