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Gestaltung von Lernangeboten in Betrieben

IQ Fortbildungsreihe für DaZ-Lehrkräfte „Deutsch am Arbeitsplatz“

Die besondere Bedeutung der kommunikativen Kompetenz am Arbeitsplatz in der Sprache des Landes, in dem man arbeitet – die Zweitsprache für viele Arbeitnehmende – und die dringende Notwendigkeit ihrer Förderung beschäftigen zunehmend die Erwachsenenbildung. Arbeitgeber*innen wünschen sich Weiterbildungsangebote für ihre Beschäftigten, die sich an der spezifischen Kommunikations- und Lernkultur des jeweiligen Unternehmens orientieren. Bildungsanbieter und Lehrende stehen vor der großen Herausforderung, betriebsinterne Angebote zu konzipieren, zu vermarkten, zu gestalten und durchzuführen. Hier liegt ein besonderes Betätigungsfeld für DaZ-Lehrende und ein Fortbildungsbedarf, der mit der Fortbildungsreihe „Deutsch am Arbeitsplatz“ von der IQ Servicestelle Berufsbezogenes Deutsch bei FRESKO e.V. gerne aufgegriffen wurde.

Durchgeführt wurde die Fortbildungsreihe von Dott. Matilde Grünhage-Monetti und Dott. Silvia Miglio. Matilde Grünhage-Monetti ist Expertin der Studiengruppe „Deutsch am Arbeitsplatz“, die von der VolkswagenStiftung von 2007 bis 2013 gefördert wurde. Im Rahmen dieser und weiterer Projekte untersuchte sie die sprachlich-kommunikativen Anforderungen und Praktiken an Arbeitsplätzen mit einem hohen Anteil an Beschäftigten mit Deutsch als Zweitsprache. Auf der Basis der Ergebnisse wurde in Kooperation mit der IQ Fachstelle Berufsbezogenes Deutsch ein Qualifizierungskonzept entwickelt, das Kursplanende auf die vielschichtigen Prozesse bei Deutschkursen in Unternehmen vorbereitet. Dott. Silvia Miglio ist Fortbildnerin in der IQ Servicestelle Berufsbezogenes Deutsch und Kursleiterin in Berufssprachkursen bei FRESKO e.V.

Besonderheiten von Deutschkursen im Betrieb

Sprachförderung am Arbeitsplatz unterscheidet sich nämlich von öffentlich geförderten berufsbezogenen Sprachkursen, die sich überwiegend an Arbeitslose und/oder arbeitssuchende Migrant*innen richten und allgemein auf Berufs- oder Arbeitstätigkeit beziehen. Auch Sprachangebote für bestimmte Berufsbereiche (z.B. Pflege oder Medizin) greifen vor allem sprachliche Anforderungen innerhalb der Branche auf. Die Abläufe und Inhalte dieser Sprachkurse sind vorher festgelegt. Deutschkurse im Betrieb werden hingegen von Firmen für ihre Mitarbeitenden mit jeweils konkret passenden Zielsetzungen initiiert. Die Lernbedarfe werden individuell berücksichtigt und zwischen Kursleitung, Unternehmen und Lernenden abgestimmt.

Der Lernort Arbeitsplatz bietet für DaZ-Lernende aufgrund der Nähe zu den Arbeitsinhalten große Vorteile. Sie lernen, was sie brauchen, und können das Gelernte gleich anwenden. Die Betriebe selbst profitieren, weil durch bessere Deutschkenntnisse der Mitarbeitenden sprachlich bedingte Verständigungsschwierigkeiten und Fehler vermieden werden können.

Herausforderungen für DaZ-Lehrkräfte bei der Kursentwicklung

Für DaZ-Kursleitende können Firmenkurse eine Herausforderung sein. Zum einem sind Inhalte, Abläufe etc. fach- und betriebsspezifisch. Zum anderem haben die meisten Lehrenden keine oder kaum Erfahrungen mit den sozialen Normen der community of practice „Betrieb“.
Hinzu kommt, dass authentische sprachlich-kommunikative Handlungen nicht eindeutig den Niveaustufen des Gemeinsamen Referenzrahmens für Sprachen zuzuordnen sind. „Wir brauchen hier keine Grammatik, hier geht es um Kartoffeln“, beschrieb der Betriebsleiter einer Kartoffelmanufaktur den Bedarf seiner Firma. Die Lehrkräfte müssen diese betriebsspezifischen Anforderungen aufgreifen und den Kurs bedarfsgerecht gestalten. Darüber hinaus müssen sie sich als Anbieter*innen am Markt positionieren, Marktanalysen durchführen, Akquise betreiben sowie Angebote erstellen und verhandeln.

Fortbildungsreihe „Deutsch am Arbeitsplatz“ – Hilfestellung für DaZ-Lehrkräfte von der Akquise bis zum Transfer

In der IQ Fortbildungsreihe „Deutsch am Arbeitsplatz“ wurde der Frage nachgegangen, wie die arbeitsplatzorientierten Weiterbildungsmaßnahmen gestaltet werden können, um den Bedarfen der Betriebe und den Lernenden Rechnung zu tragen. Anhand der Darstellung des gesamten Prozesses mit den Phasen Akquise, Auftragsklärung und Vorbereitung sowie Kursdurchführung, Evaluation und Transfer wurde denjenigen, die solche Kurse planen und durchführen, Hilfestellung an die Hand gegeben.

Als empirische Grundlage dienten die ethnographischen Erkundungen in Betrieben unterschiedlicher Branchen sowie die Analyse authentischer Dokumente und Gespräche am Arbeitsplatz. Die Ergebnisse bestätigen, dass die Erwartungen an die kommunikativen Kompetenzen aller Beschäftigten (einschließlich der un- oder angelernten Mitarbeiter*innen) infolge der technologischen und strukturellen Veränderungen am Arbeitsplatz stark gewachsen sind. Ausgehend vom Verständnis von Sprache als sozialer Praxis wurden die spezifischen Merkmale sprachlicher Kommunikation am Arbeitsplatz sowie der Zusammenhang zwischen Organisation der Arbeit(swelt) und Kommunikation hervorgehoben. Gezeigt wurde hierbei, wie die konkrete Arbeits- und Kommunikationswirklichkeit in Unternehmen ermittelt und analysiert werden soll, um daraus schließlich Angebote zu entwickeln, die die Teilhabe – und nicht nur die Teilnahme – an der Kommunikation ermöglichen. Durch Arbeitsplatzerkundungen und Ermittlung der sprachlich-kommunikativen Anforderungen erhielt die Fortbildung einen starken Praxisbezug. Anschließend wurden die didaktisch-methodische Vorgehensweise, die Materialentwicklung für die Durchführung sowie die Möglichkeiten der Leistungsmessung thematisiert.

Die Fortbildung wurde von den Teilnehmenden als hilfreich für die Weiterentwicklung der eigenen Professionalität eingeschätzt, zur Reflexion des eigenen Handelns genutzt und vor allem als Chance gesehen, sich für den Bereich „Deutsch am Arbeitsplatz“ grundlegend zu qualifizieren. Die IQ Servicestelle Berufsbezogenes Deutsch wird sich ganz sicher weiter mit dem Thema beschäftigen.

Jetzt das Portfolio der IQ Servicestelle Berufsbezogenes Deutsch kennenlernen

Autorin: Silvia Miglio

Bildnachweise:
Foto 1 & 2: FRESKO e.V./Susan Kaufmann
Foto 3: FRESKO e.V./Matilde Grünhage-Monetti

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